Tiergestützte Förderung und Therapie

„Ein Tier kann einem Kind dabei helfen, die Aufgaben des Großwerdens zu meistern.“ Boris M. Levison
- Besonders „therapiemüde“ Kinder sprechen besser auf Tiere an, da nicht der Fokus auf ihren Defiziten liegt, sondern auf ihren Stärken. Es hört sich auch besser an, wenn ein Kind sagen kann: „Ich gehe heute reiten!“ wie „Ich gehe heute zur Therapie“.
- Im Gegensatz zu Menschen haben Tiere keine Vorurteile. Das macht sie auch im therapeutischen Einsatz so unheimlich wertvoll. Sie urteilen nicht über Aussehen, Intelligenz oder gesellschaftliches Ansehen. Allein die Zuwendung für das Tier entscheidet über den Stellenwert in seinem Leben.
- Tiere spiegeln das eigene Verhalten immer direkt. Im Umgang mit Tieren können Kinder und Jugendliche erfahren, wie sie auf andere wirken. Eine Veränderung im eigenen Verhalten kann somit auch schnell wahrgenommen werden. Auf Kinder mit wenig Frustrationstoleranz wirkt das sehr motivierend.
- Der Umgang mit Tieren stärkt das Einfühlungsvermögen, das Selbstvertrauen und die soziale Kompetenz.
- Tiere reagieren sehr verlässlich und senden keine doppelten Botschaften. an die Kinder.
- Unsicher gebundene Kinder übertragen ihr erlerntes Bindungsverhalten auf jede neue Person zu der eine Beziehung aufgebaut werden soll, auch auf die Beziehung Kind – Therapeut. Die Bindungsmuster von Kindern werden aber nicht auf die Beziehungen zu Haustieren übertragen. Somit kann ein Tier als „Türöffner“ dienen, indem es eine positive Beziehungserfahrung ermöglicht.
Stärkung der Resilienz
Tiergestützte Förderung stärkt die Resilienz (Widerstandsfähigkeit) von Kindern und Jugendlichen. Mit Resilienz ist jene Fähigkeit gemeint, mit der ein Kind trotz widriger Lebensumstände seine psychische Gesundheit bewahren oder entwickeln kann. Resilienz besteht nicht von Geburt an und kann individuell gefördert werden. Entscheidend dabei ist eine positive Lebenseinstellung und die Selbstwirksamkeitserwartung, die ein Individuum befähigt Probleme konstruktiv zu lösen.
Selbstwirksamkeit kann ein Kind erfahren, wenn es z.B. ein Pferd nur mit seiner Stimme anhalten oder in Bewegung setzen kann.
Trauer, Trauma und Ängste
Kinder wenden sich besonders gerne Tieren zu, wenn sie Probleme haben. Diese geben ihnen eine Form von sozialer Unterstützung. Sie können zuhören ohne Kritik zu äußern, sie beurteilen niemandem nach seinem Äußeren, haben keine Vorurteile und sind ihm wohl gesonnen – auch oder gerade wenn das Kind Probleme hat. Durch den Einsatz von Tieren steht nicht das „Problem“ des Kindes im Vordergrund, sondern die Beziehung Mensch-Tier.
Der Umgang mit Ängsten, Trauer oder traumatischen Erlebnissen kann mit Hilfe der Tiere systematisch und kreativ angegangen werden. Für die Begleitung auf einem Weg aus der Trauer oder dem Trauma heraus, habe ich mich fachlich intensiv fortgebildet.
Bindungsförderung von Kindern und Eltern
Manchmal kann die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ziemlich schwierig werden. Wenn Worte für einen guten Umgang miteinander nicht mehr helfen, ist es möglich pferdegestützt die Eltern-Kind-Beziehung und somit die Bindung zueinander positiv zu verändern.
Der Einsatz von Pferden, der nachweislich den Aufbau von Vertrauen und Bindungen deutlich verkürzt, wird erklärt durch die Offenheit, die durch eine Erhöhung des Oxytocin-Spiegels entsteht. Der Körperkontakt zum Pferd trägt zudem zur Aktivierung des Bindungshormons Oxytocin bei.
Im Kontakt mit den Pferden erfahren Eltern ihre eigene Befindlichkeit, gespiegelt durch die Tiere, besser wahrzunehmen. Im nächsten Schritt werden die Eltern gezielt darin unterstützt ein feinfühliges Gespür für die Befindlichkeit und die Bedürfnisse der Kinder zu entwickeln, um gut darauf eingehen zu können.
Grenzen setzen zu können ist ein weiteres wichtiges Thema, das die Eltern-Kind-Beziehung maßgeblich beeinflusst. Im Umgang mit Pferden ist es notwendig konsequent zu sein, weil Pferde eine klare Führung einfordern, damit sie zufrieden sind und sich sicher fühlen. Das lässt sich auf den familiären Alltag gut übertragen, damit die Grenzen nicht täglich neu ausgelotet werden müssen.

Kostenträger
Als Kostenträger für Kinder und Jugendliche kommen vor allem die Jugendämter in Frage. Nach dem SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz) haben Eltern und Sorgeberechtigte die Möglichkeit eine Kostenübernahme nach §35 als „Intensive sozial-pädagogische Einzelbetreuung“ oder nach §35a im Rahmen der „Eingliederungshilfe“ zu beantragen.